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Vielleicht gehören auch Sie zu den Menschen, die sich bewusst, ausgewogen und gesund ernähren möchten. Ziele, die sich durchaus mit der Bewegung des Slow Food in Einklang bringen lassen. Bei der 1986 in der italienischen Weinanbauregion Barolo gegründeten Organisation, die sich heute rund um den Erdball erstreckt und die mehrere Millionen Anhänger auf sich vereint, geht es übrigens nicht darum, langsam zu essen – sondern sich Zeit für die Zubereitung regionaler Gerichte zu nehmen, dabei alte Handwerksverfahren aufleben zu lassen und somit wieder den Genuss an gutem Essen für sich zu entdecken. Denn Qualität benötigt immer auch ein wenig Geduld und Muße.

Philosophie und Prinzipien von Slowfood

Doch was ist gutes Essen überhaupt? Gemeint sind damit nicht die Gerichte, die von Spitzenköchen in Sternerestaurants zubereitet werden. Vielmehr geht es um die Zutaten aus regionaler Landwirtschaft, die auf traditionelle Weise verarbeitet werden und die nicht selten auf von früheren Generationen übernommenen Rezepten basieren. Das Grundprinzip liegt also in der Nutzung all dessen, was den Menschen durch die Natur und durch ihre Vorfahren gegeben ist. Gewünscht ist dagegen eine Abkehr von der Entwicklung, die Ernährung in aller Schnelle nebenbei zu erledigen, auf Fast Food zurückzugreifen und damit im schlimmsten Falle dem eigenen Körper zu schaden. Auch dem Trend, Lebensmittel über weite Strecken zu transportieren, soll vorgebeugt werden.

Mit dem letzten Punkt ist der Versuch verbunden, sich ökologisch nachhaltiger zu verhalten und die Belastungen der Umwelt auf ein geringeres Maß zu senken. Die Bewegung des Slow Food wendet sich daher ab von allen Anbaumethoden, die auf den Einsatz von Pestiziden abstellen oder bei denen nur genetisch verändertes Saatgut in den Boden gelangt, das resistent gegen die Widrigkeiten des Wetters und des Befalls mit Schädlingen gezüchtet wurde. Ein Vorteil, der nicht nur den Pflanzen zugutekommt, sondern der auch Ihrem Wohlbefinden und Ihrer Gesundheit dient. Immerhin ernähren Sie sich in der Folge bewusster, Sie nehmen mehr Vitalstoffe über die jeweiligen Speisen zu sich und Sie spüren wieder den typischen Geschmack der einzelnen Zutaten.

Traditionelles Handwerk in der Slowfood-Bewegung

Hochwertiges Essen muss nicht immer teuer sein. Es sollte aber genügend Zeit erhalten, um sich entwickeln zu können. Eventuell kommen Ihnen jetzt Käse, Fleisch oder Schinken in den Sinn. Zutaten, die in der modernen Lebensmittelindustrie schnell und durch den Einsatz von Chemikalien zu einer baldigen Reife geführt werden. Das urtypische Handwerk stellt jedoch darauf ab, diesen Prozess nicht zu überstürzen. Alles, was die eigentliche Speise verändern oder gar verfälschen könnte, wird vermieden. Im Slow Food werden Sie folglich keine laktosefreie Milch, Bier ohne natürlichen Hopfen oder in Massenproduktion hergestellten Wein finden. Auch in die Gestaltung der Verpackungen und das Ziel, den Müllausstoß zu senken, wird viel Zeit investiert.

Betriebe, die den genannten Prinzipien folgen, setzen auf Herstellungsverfahren, die längst überkommen scheinen. Gerne werden dafür alte Maschinen zum Laufen gebracht, um sich jener Methoden zu bedienen, die bereits von unseren Großeltern angewendet wurden. Warum auch nicht, immerhin gab es schon vor dem Zeitalter der Industrialisierung die Kunst des Kochens und Backens. Die Slowfood-Bewegung hat für diesen Zweck umfangreiche Förderprogramme ins Leben gerufen. Unterstützt werden Firmen, die sich für den Anbau, die Verarbeitung und die Zubereitung der Lebensmittel wieder mehr Zeit nehmen – und die dabei ein hohes Maß an Qualität anstreben. Das dient nicht nur dem Schutz der Umwelt und dem Wohlbefinden der Verbraucher, sondern trägt ebenso zum Erhalt des traditionellen Handwerks bei.

Regionale Produkte in der Slowfood-Küche

Eventuell stellen sich Ihnen beim Durchlesen der Zutatenliste eines beliebigen Nahrungsmittels auch zahlreiche Fragen. Worum handelt es sich bei manchen Ingredienzien eigentlich – und wo kommen diese überhaupt her? In den letzten Jahrzehnten hat sich ein Trend entwickelt, der auf lange Transportwege in der Lebensmittelindustrie setzt. Fleisch, das mühelos aus heimischer Zucht gewonnen werden könnte, wird aus Südamerika nach Deutschland transportiert. Ein Prozess, der in der finanziellen Kalkulation der daran beteiligten Unternehmen durchaus seine Vorteile haben mag – der aber wesentlich an der Umweltverschmutzung beteiligt ist. Fans des Slow Food wollen auch hier das Bewusstsein der Gesellschaft schärfen und ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.

Auf den Teller kommt somit bevorzugt das, was sich in der Region anbauen lässt. Bis auf den Winter erlaubt jede Jahreszeit reiche Erträge. Sowohl in der pflanzlichen als auch in der tierischen Kost gibt es kaum Einschränkungen. Jede Region des Landes besitzt schließlich eine eigene Küche mit ihren Spezialitäten. Wird an der Küste mehr zum Fisch gegriffen, so ist in sonnigen und bergigen Landschaften der Wein beheimatet, während bestimmte Arten der Zubereitung des Schinkens vielleicht nur auf einzelne Orte begrenzt sind. Abermals unternimmt die Slowfood-Bewegung einige Anstrengungen, um dieses Vorgehen zu unterstützen. Die geförderten Betriebe profitieren nicht alleine von geldwerten Zuwendungen, sondern dürfen ebenso auf Rat und Tat aus der Wissenschaft hoffen.

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Slowfood födert regionale Landwirtschaft

  • Die Förderung lokaler Landwirtschaft und regionaler Lebensmittelproduktion reduziert die Umweltbelastung durch den Transport von Lebensmitteln über lange Strecken.
  • Durch die Unterstützung von kleinen und mittelständischen Betrieben wird die Vielfalt der landwirtschaftlichen Produktion erhalten und Monokulturen vermieden.
  • Die Wertschätzung und der Schutz traditioneller kulinarischer Praktiken und regionaler Rezepte tragen zur kulturellen Vielfalt und Identität bei.
  • Die Verbindung zwischen Produzenten und Verbrauchern wird gestärkt, was zu einem transparenteren und vertrauensvolleren Nahrungsmittelsystem führt.
  • Die Betonung von saisonalen und lokal verfügbaren Zutaten fördert eine gesündere Ernährung und unterstützt die Anpassung an natürliche Rhythmen und Kreisläufe.
  • Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen helfen dabei, das Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Regionalität in der Ernährung zu stärken und Verhaltensänderungen zu fördern.

Slowfood in der Praxis

Übrigens müssen auch Sie beim nächsten Besuch eines Restaurants oder des Wochenmarktes keine Einschränkungen befürchten. Immer mehr Lokale schließen sich der Idee an. Gleiches gilt für regionale Landwirte, die ihre Produkte in steigender Menge verkaufen. Längst können Sie zudem aus einer Vielzahl an Veranstaltungen wählen, bei denen Sie durch Vorträge und Workshops mehr über die Prinzipien des Slow Food erlernen. Denn so sehr der Genuss auch im Mittelpunkt stehen mag, so wenig ist er doch die einzige Säule der Bewegung. Vor allem der Aspekt des Umweltschutzes rückt stärker in das Bewusstsein der Menschen. Die Bereitschaft, für hochwertige Speisen ein wenig tiefer in die Geldbörse zu greifen, nimmt demgegenüber zu.

Als in der Mitte der 1980er Jahre die Organisation des Slow Food entstand, da wurde sie ein wenig belächelt. Immerhin passierte das in einer Zeit, als die Maschinen der Lebensmittelindustrie immer leistungsfähiger wurden und bestimmte Speisen in enormen Mengen auf den Markt werfen konnten. Dennoch haben sich die Ansprüche der Menschen in den letzten Jahrzehnten verändert. Der Wunsch nach individuellem Wohlergehen bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt und bei Beachtung des Tierwohls hat sich längst etabliert. Kein Wunder also, dass sich die Slowfood-Bewegung mit ihren nahezu 50.000 festen Mitgliedern heute in diversen Ländern auf allen Kontinenten finden lässt. Die daraus entstehende globale Vernetzung führt zu einem Austausch an Wissen und Know-how.

Herausforderungen und Perspektiven

Allerdings hat die Herstellung der Lebensmittel unter traditionellen Bedingungen noch immer mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da auf genetisch veränderte Samen beim Anbau der Pflanzen sowie auf einige Antibiotikapräparate bei der Zucht der Tiere verzichtet wird, weisen die Landwirte einen relativ hohen Ausschuss auf. In einigen Regionen genügt bereits ein etwas zu kalter Sommer, um die Ernte erheblich zu schädigen. In der Folge führt das dazu, dass weniger Speisen angeboten werden können, die unter den Prinzipien des Slow Food entstanden sind – dafür müssen Sie als Verbraucher mit höheren Preisen rechnen. Ein Merkmal, das der Bewegung leider nicht zuträglich ist und das vielen Menschen den Weg zu industriell gefertigten Produkten erleichtert.

Ob sich das Slow Food auf absehbare als echter Konkurrent der Lebensmittelindustrie etablieren kann, bleibt abzuwarten. Die Bewegung an sich weist zwar ein nicht zu leugnendes Wachstum auf. Die gegenwärtige Zahl der Anhänger besitzt aber noch lange keine derart starke Stimme, dass sie die längst notwendigen Veränderungen anmahnen könnte. Positiv ist dennoch zu bewerten, dass immer mehr Supermärkte die Zeichen der Zeit erkennen. Mittlerweile lassen sich dort regional angebaute und durch traditionelle Handwerksverfahren hergestellte Speisen finden. Ganz zu schweigen von den Bio-Märkten, die einen regelrechten Boom erleben und die ebenfalls oftmals den Prinzipien des Slow Food folgen. All das sind Entwicklungen, die doch heute schon in die richtige Richtung weisen.

Fazit

Mit dem Slow Food wurde in den 1980er Jahre eine Bewegung ins Leben gerufen, die den Genuss beim Essen, den Umweltschutz, die Bewahrung alter Handwerksmethoden und die Nachhaltigkeit als Säulen einer modernen Lebensmittelindustrie definiert hat. Die Organisation ist seither aus ihrem Schattendasein herausgetreten und hat Fans rund um den Erdball für sich gewonnen. Zudem profitiert sie von einem allgemein zunehmenden Bewusstsein, das sich rund um die Themen der gesunden und ausgewogenen Ernährung sowie um ein insgesamt ökologisches Vorgehen etabliert. Wie weit die Entwicklung bereits vorangeschritten ist, lässt sich daran erkennen, dass schon die Kinder in der Schule über den Anbau, die Verarbeitung und die Zubereitung von Speisen reden.

Für Sie als Verbraucher bedeutet das konkret, dass Ihnen der Zugang zu einer gesunden und ökologisch unbedenklichen Lebensweise eröffnet wird. So ist es jetzt bereits relativ einfach möglich, Speisen unter dem Aspekt des Slow Food in nahezu jedem Shop zu erwerben. In Restaurants und auf Märkten werden Sie diesem Trend gleichfalls begegnen. Eventuell war es kaum jemals so einfach wie heute, sich bewusst zu ernähren, damit den individuellen Wünschen und Bedürfnissen gerecht zu werden – zugleich aber einen persönlichen Beitrag für den Schutz der Umwelt zu leisten. Und wenn Sie möchten, können Sie die Bewegung mit Spenden sowie mit Ratschlägen unterstützen, um so zu ihrem Wachstum beizutragen.

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